Montag, 2. September 2013

STÄNDE

Tierschutz. Kinderschutz. Patenkindpromotion-Xy. Stände. Zwischen Frühjahr und Herbst kriechen aus dem Versteck die grünen, gelben, blauen Stände mit Schirmchen und jungen Leuten, Studenten, die um Patenschaften für obig erwähntes werben wollen. Sie summen um einen herum bis derjenige Ohrentaub wird oder sie abwimmeln muss wie eine lästige Fliege. Unschön, aber was tun? Ich habe nichts gegen eine Weltverbesserung, tat ich auch bereits, nur anders, aber dieses Jedesmalige Ansprechen, auch wenn man das Mobilfon am Ohr hält, "Haaaalllooo?! Entschuldige bitte, hast Du ein paar Minuten Zeit?" geht mir gewaltig auf die - sorry - Eierstöcke. Ich weiß, dass es ein undankbare Job ist, denke ich mir zumindest, aber wenn man innerhalb einer Stunde dreimal angesprochen wird, könnte ich ausrasten. Vor allem, wenn ich um 16 Uhr Feierabend mache, weil ich mit der Arbeit fertig wurde z.B., wollen diese Menschen mich anreden. Ich renne um mein Leben, was vielleicht zynisch klingt, weil eben diese Spenden ein Leben retten sollen. Nur ich gehe nicht deswegen früher ausm Büro raus, um eine halbe Stunde eine nutzlose Diskussion zu führen, wiewowasundwarum. Es mag edel sein, dass sie Patenschaften werben, ich halte wenig davon. Ich hatte mich als 13-jährige für das Ausrotten der Meeresschildkröten eingesetzt, schrieb eine Liste, sammelte Unterschriften, schickte diese an die angegebene Adresse und es passierte...nichts, ich habe kein Schreiben erhalten, keine Info, wie es weiter geht. Klar, man soll nicht nach Enttäuschungen aufgeben. Seitdem tat ich jedoch nichts mehr dergleichen.

Jetzt kommt die Aufspaltung: Geld oder Zeit? Natürlich kann ich, wenn ich Zeit geben will, nicht schnell nach Afrika oder Indien oder auch bei uns im Land düsen, um mich dort um die Menschen kümmern, sondern sollte Geld spenden, damit das die Leute vor Ort verwalten können. Ich persönlich traue dem nicht, auch wenn es nur fünf Cent sind, aber sind fünf Cent nicht lächerlich? Ich halte mich hier raus und spende lieber Zeit. Vor Ort. Das tat ich vor einiger Zeit, indem ich ehrenamtlich einem Flüchtling aus Afganistan Nachhilfe im Deutschen gab. Ohne ins Detail zu gehen, das Ergebnis war, dass er seinen Hauptschulabschluss geschafft hat, egal ob mit meiner Hilfe oder einen anderen "Ehrenamtlings". Ich war mit Leib und Seele dabei und freute mich riesig für ihn. Bei sowas weiß ich, dass ich brauchbar und nützlich bin und es fruchtet. Für meinen Teil entscheide ich mich gegen das Spenden und konzentriere mich auf die hiesigen Bedürftigen, denn ich werde garantiert noch ehrenamtlich arbeiten.

AUTOR: DARIA SCHUMI

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